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Weihnachten - Märchen über eine Weihnachtstanne

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Weihnachten - Märchen über eine Weihnachtstanne

Das Leben eines Weihnachtsbaums in der Stube ist in der Regel ereignisreich, aber kurz. Es ist anzunehmen, dass ein solcher Tannenbaum es wohl vorzöge, weiter draußen zu stehen und dort geschmückt zu werden…

Sprecher:
Es war einmal
eine hoch gewachsene, ehrwürdige Tanne, die war schon weit über 180 Jahre alt. Als sie klein war, stand sie mit vielen anderen Tannen in einem kleinen Wäldchen am Rande der großen Stadt. Doch nach und nach fällten Holzhacker fast alle Bäume, und die Menschen bauten Häuser und Straßen. Wehmütig erinnerte sich die alte Tanne an die Zeit, als sie zwischen den anderen Bäumen stand, und oft fühlte sie sich mutterseelenallein. Die alte Tanne war als einzige übrig geblieben. Jetzt ziert sie den Garten hinter dem alten Mietshaus. Dort leben Familie Baier mit zwei Kindern, Oma Berger und ganz oben unterm Dach ein junges Pärchen. Im Sommer haben die Hausbewohner noch eine kleine Tanne gepflanzt, so dass die alte Tanne nicht mehr ganz allein da steht. In diesen Wintertagen geht es Frau Tanne besonders gut, denn es ist Weihnachtszeit. Familie Baier hat sie prächtig mit Lichterketten behängt. Die Fenster sind mit bunten Glitzersternen geschmückt, und aus Oma Bergers Küche riecht es gut nach Plätzchen und anderen Leckereien. Doch still, da wispert doch jemand:

Frau Tanne:
"'Wenn die ersten Fröste knistern
In dem Wald bei Bayrisch-Moos,
Geht ein Wispern und ein Flüstern
In den Tannenbäumen los,
Ein Gekicher und Gesumm
Ringsherum…
Vierundzwanzig lange Tage
Wird gekräuselt und gestutzt
Und das Wäldchen ohne Frage
Wunderhübsch herausgeputzt.
Wer noch fragt: Wieso? Warum?!
Der ist dumm.
Was das Flüstern hier bedeutet,
Weiß man selbst im Spatzennest:
Jeder Tannenbaum bereitet
Sich nun vor aufs Weihnachtsfest,
Denn ein Weihnachtsbaum zu sein:
Das ist fein!'
(James Krüss)

Ach, ich liebe dieses Gedicht. Da wird mir ganz warm ums Herz. Es ist wunderwunderschön. Du musst mir hoch und heilig versprechen, diese Zeilen auswendig zu lernen, kleines Tännchen."

Jungtanne:
"Ja, ja, Frau Tanne. Aber ich werde mich bestimmt verhaspeln. Außerdem kann ich mir einen Wald überhaupt nicht vorstellen. Ich bin jetzt schon ein halbes Jahr alt und stehe immer nur in diesem Garten herum. Dich haben die Menschen mit Lichterketten feierlich geschmückt, mich aber würdigt keiner eines Blickes. Ich will auch ein Weihnachtsbaum sein!"

Frau Tanne:
"Sei nicht so ungeduldig, kleines Tännchen. Deine Zeit kommt auch noch. In meiner Jugend gab es nicht einmal elektrisches Licht. Da musste ich mich mit Schnee und Eis schmücken, und meine Tannenzapfen glichen gefrorenen Juwelen."

Jungtanne:
"Aber letztens hat Oma Berger gesagt, dass es nie mehr schneit. Das sei die globale Klimaveränderung."

Frau Tanne:
"Sei bloß nicht so naseweis! Obwohl du wahrscheinlich den Nagel auf den Kopf getroffen hast."

Sprecher:
Hoffentlich behält das Tännchen nicht Recht, denn Weihnachten ohne Schnee ist nur halb so schön. Wenn die Prognose für das Winterwetter allerdings zutrifft, dann hat das Tännchen den Nagel auf den Kopf getroffen, es hat das Richtige gesagt. Ein Tännchen ist übrigens eine kleine Tanne, so wie ein Häuschen ein kleines Haus ist und ein Wäldchen eben ein kleiner Wald. Die Silbe "chen" wird im Deutschen oft an Substantive angehängt, um die geringe Größe oder auch – vor allem bei Kindern – das Niedliche zu betonen. So wird aus Max Mäxchen und aus Susanne Susannchen. Aber Achtung, dass Sie sich vor lauter Tännchen, Häuschen und Mäxchen nicht verhaspeln – dass Sie sich beim Reden nicht versprechen. Keine Verkleinerung, sondern eine Verstärkung ist die Dopplung des Wortes "wunder" in wunderwunderschön, also ganz besonders schön. Wenn etwas wunderwunderschön ist oder wunderhübsch, dann hat man es bestimmt vorher herausgeputzt. Das Wort "putzen" hat in diesem Fall nichts mit sauber machen zu tun, es leitet sich von dem in früheren Jahrhunderten gebräuchlichen Ausdruck "Putzmacherin" ab. So nannte man die Schneiderin oder – vornehmer – Modistin, die die Damen der feinen Gesellschaft verschönerte oder eben herausputzte.

Mit der feststehenden Wendung Es war einmal... fängt fast jedes Märchen an. Oft kommen darin auch naseweise Leute vor. Wer naseweis ist, der ist vorlaut. Ursprünglich geht dieser Ausdruck auf den Jagdhund zurück, der mit seiner Nase der Spur zum Wild folgt. Mutterseelenallein bedeutet, dass man völlig allein ist und sich wirklich keine Menschenseele in der Nähe aufhält. Wer andere keines Blickes würdigt, der schaut sie nicht an, er ignoriert sie. Aber ich habe Frau Tanne hoch und heilig versprochen, dass sie jetzt wieder zu Wort kommt, ich habe es ihr also ganz fest versprochen, wobei sich das Wörtchen "hoch" in diesem Stabreim auf das Erheben der Schwurfinger bezieht.

Jungtanne:
"Was war das denn, Frau Tanne?"

Frau Tanne:
"Aber du Dummerchen, das war doch der Weihnachtsmann auf seinem Rentierschlitten. Der muss den Kindern die Geschenke bringen. Ich erinnere mich, wie er vor vielen Jahren einmal genau neben mir hielt und mich bat, auf seinen Schlitten aufzupassen. Ich hätte ja gerne ein Pläuschchen mit ihm gehalten, aber er ist kein Mann der großen Worte. Kein Wunder, zu Weihnachten steckt er ja bis über beide Ohren in Arbeit. Die Geschenke legt allerdings nicht er, sondern das Christkind unter den Baum. Aber ich komme schon wieder vom Hölzchen aufs Stöckchen. Ich wollte dir ja eigentlich erzählen, dass damals nur eine einzige hochherrschaftliche Familie mit sechs Kindern und viel Dienstpersonal in diesem Haus wohnte. Die haben immer ein Riesentrara gemacht, wenn am Heiligen Abend die Geschenke unterm Baum lagen."

Jungtanne:
"Was redest du denn so geschwollen daher, Frau Tanne? Was heißt denn hochherrschaftlich? Erzähl mir lieber, was jetzt im Haus vor sich geht. Ich bin doch noch viel zu klein, und wie sehr ich mich auch strecke, ich kann noch nicht einmal ins Erdgeschossfenster hineinsehen. Ich höre aber eine Kinderstimme."

Antonia und Paul:
"'Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
Mit rot gefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
Denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
Schleppte und polterte hinter ihm her.
Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack –
Denkt ihr, er wäre offen der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiss etwas Schönes drin!
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!'"
(Anna Ritter)

Frau Tanne:
"Das sind Antonia und ihr Bruder Paul. Sie sind schon ganz aufgeregt und gucken jeden Tag aus dem Fenster, ob sie das Christkind herabfliegen sieht. Guck mal, der Himmel ist ganz rot, das bedeutet, dass die Engel den Ofen angestellt haben und Plätzchen backen."

Musik:
Schneeflöckchen, Weißröckchen

"Schneeflöckchen, Weißröckchen,
Wann kommst du geschneit?
Du kommst aus den Wolken,
Dein Weg ist so weit."

Jungtanne:
"Ihh, diese Dinger sind ja ganz kalt und nass. Was ist denn das?"

Frau Tanne:
"Aber, das sind doch die Schneeflocken, die du dir so gewünscht hast! Und du wirst sehen, nach einiger Zeit wird dir wohlig warm unter deinem weißen Kleid. Hör hin, Antonias Bruder Paulchen besucht gerade Oma Berger und singt ihr ein Lied vor. Er weiß genau, dass er hinterher ein paar Plätzchen absahnt, der Schlawiner."

Paul:
"'Oh, Tannenbaum, oh Tannenbaum
Wie grün sind deine Blätter.
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit.
Nein, auch im Winter, wenn es schneit.
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum
Wie grün sind deine Blätter.'"

Sprecher:
Und solange Frau Tanne und ihre kleine Gefährtin der Musik lauschen, wenden wir uns kurz den unbekannten Ausdrücken ihres Pläuschchens zu – ihres Gesprächs, wobei es eher gemütlich zugeht, wenn man ein Pläuschchen hält. Da kommt man dann oft vom Hölzchen aufs Stöckchen, man verliert das eigentliche Thema aus den Augen und fügt viele Details hinzu, die meist gar nichts zur Sache tun. Wenn man allerdings bis über beide Ohren, also ganz und gar, in der Arbeit steckt, hat man keine Zeit für solche ausgiebigen Pläuschchen. Laut Frau Tanne gehört auch der Nikolaus nicht zu den gesprächigen Zeitgenossen. Er ist kein Mann der großen Worte, er redet nicht viel, er redet auch nicht geschwollen daher, er drückt sich nicht umständlich aus. Im Gegensatz zu so manchem hochherrschaftlichen Herrn, also zu jemandem, der früher zur hohen Herrschaft gehörte, zum Adel oder zumindest zum reichen Bürgertum. Heute wird um die hohen Herrschaften nicht mehr so ein Trara gemacht, es wird nicht mehr so viel Aufhebens gemacht. Das Wort Trara imitiert den Klang des Posthorns, denn als es noch keine Klingeln gab, musste sich der Postbote sehr lautstark bemerkbar machen, so wie das Tännchen gerade:

Jungtanne:
"Und ich will doch ein Weihnachtsbaum sein! Mit lauter brennenden Kerzen und viel Lametta, goldenen Kugeln und einem Engel oben auf der Spitze."

Sprecher:
Das Tännchen weiß bestimmt nicht, dass es Weihnachtsbäume erst seit dem 17. Jahrhundert gibt. So soll das erste Kerzen geschmückte Exemplar 1611 im Schloss einer schlesischen Gräfin gestanden haben. Vorher dekorierten die Familien ihre Häuser mit immergrünen Zweigen. So richtig verbreitete sich der Brauch, einen Tannenbaum in der guten Stube aufzustellen, erst im 19. Jahrhundert.

Jungtanne:
"Ich will ein Weihnachtsbaum sein!"

Frau Tanne:
"Aber weißt du denn gar nicht, was dir blüht, wenn du ein Weihnachtsbaum in der guten Stube werden willst? Du wirst gefällt, und wenn das prachtvolle Fest vorbei ist, wirft man dich zum alten Eisen, auf den Müll."

Jungtanne:
"Oh Gott, Frau Tanne. Das ist ja schrecklich!"

Frau Tanne:
"Warte lieber, bis man dir hier draußen so eine Lichterkette wie mir umhängt! Komm, ich erzähl dir, was das Pärchen im dritten Stock so macht. Sie sitzen gemütlich beisammen, die Kerzen auf dem Adventskranz sind angezündet, sie essen Stollen und trinken Glühwein. Oma Berger haben sie auch eingeladen, damit sie nicht so allein ist. Die drei sprechen gerade über Weihnachten."

O-Töne:
"Ich freu' mich einfach, weil das so 'ne richtig schöne Jahreszeit ist, mit Weihnachtsmärkten, gebrannten Mandeln, Glühwein, natürlich, klar." / "Wie das Christkind von oben runterguckt und dieser Schnee glitzert und Knecht Ruprecht stapft dann noch durch den Schnee durch, das fand ich so schön als Kind." / "Als meine Kinder klein waren, waren sie zu Weihnachten immer so außer Rand und Band. Ich erinnere mich noch gut." / "Ich find’s 'ne sehr besinnliche Zeit mit Kerzenschein und zuhause auf dem Sofa sich's warm und gemütlich machen und an die Familie denken und überlegen, was man denen schenken könnte."

Jungtanne:
"Schenkst du mir auch was, Frau Tanne?"

Frau Tanne:
"Wer weiß, wer weiß."

Sprecher:
Wir wissen oder ahnen zumindest, dass die kleine Tanne bestimmt außer Rand und Band wäre, wenn sie im Lichterschein erstrahlen könnte. Sie wäre sehr übermütig und nicht mehr zu bändigen. Diese Wendung leitet sich vom Fass ab, dessen Randeinfassungen und Bänder sich gelöst haben, so dass der gute Tropfen Wein verschüttet wird. In so einem Fall wirft man das ramponierte Fass bestimmt zum alten Eisen, man rangiert es als unbrauchbar aus. Zum alten Eisen gehört manchmal auch ein alter Mensch – keine sehr freundliche, aber eine recht gängige Bezeichnung.

Ein richtiger Schlawiner ist ein durchtriebener, listiger oder auch pfiffiger Mensch. Der heutzutage eher liebevoll benutzte Ausdruck stammt aus Österreich, bedeutet Slowenen und spielt darauf an, dass diese früher als geschäftstüchtige Hausierer durch die Lande zogen. In die gute Stube, in das Wohnzimmer, hat man sie wohl kaum hineingelassen. Aber in früheren Zeiten hielt man sich sowieso hauptsächlich bei warmem Feuer in der Küche auf. In der guten Stube wurde nur zu besonderen Anlässen eingeheizt. In der Küche konnte man also eher etwas absahnen, ein Geschenk bekommen. Dieser Ausdruck bezieht sich darauf, dass man die Sahne von der Milch abschöpft, den leckersten Teil also beiseite schafft – und wer möchte den nicht gerne für sich. Hätten die Kinder diese Sahne ohne Erlaubnis gegessen, hätte ihnen bestimmt ganz schön was geblüht, es hätte Ärger gegeben.

Frau Tanne:
"Sieh mal, die Mutter von Antonia steht mit ihrem Mann auf dem Balkon. Vielleicht können wir hören, was sie sagen."

Antonias Mutter:
"Ach, Wolfgang, was hältst du denn davon, wenn wir nächstes Jahr auch die kleine Tanne schmücken? Die hat’s doch verdient. Die ist so schön gewachsen."

Wolfgang:
"Aber wieso denn erst nächstes Jahr? Ich geh' gleich mit Paulchen raus und bringe das Lichtergesteck an."

Sprecher:
In einer großen Stadt, hinter einem alten Haus, stehen zwei Tannen, eine hoch gewachsene alte Tanne und ein kleines, naseweises Tännchen. Beide erstrahlen am Heiligen Abend im hellen Lichterschein, und wer genau aufpasst, der hört die kleine Tanne wispern:

Jungtanne:
"Ich bin ein Weihnachtsbaum, ich bin ein Weihnachtsbaum, ich bin ein Weihnachtsbaum!"


Fragen zum Text:

Jemand, der sich beim Reden mehrfach verspricht,…?
1. redet geschwollen
2. verhaspelt sich
3. verspricht etwas hoch und heilig

Wann wurde der Brauch, einen Weihnachtsbaum aufzustellen, populär?
1. im 17. Jahrhundert
2. im 18. Jahrhundert
3. im 19. Jahrhundert

Wem etwas blüht, der…?
1. erwartet ein Geschenk
2. bekommt Ärger
3. ist sehr übermütig


Arbeitsauftrag:
Weihnachten ohne Weihnachtsbaum ist für viele Menschen undenkbar. Was gehört noch dazu? Erzählen Sie, sofern Sie Weihnachten feiern, wie Sie die Weihnachtstage gestalten und was Sie Ihnen bedeuten. Falls Weihnachten bei Ihnen nicht gefeiert werden sollte, erzählen Sie von dem wichtigsten Fest in Ihrem Kulturkreis.

 


Источник: http://www.dw-world.de
Категория: Страноведение | Добавил: admin1 (16.12.2008) | Автор: Suzanne Cords
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