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Teure WeihnachtswünscheBei Weihnachten denken wohl die meisten Kinder an Geschenke. Doch viele Familien haben nicht genug Geld, um ihren Kindern teure Wünsche zu erfüllen. Im Berliner Stadtteil Neukölln wird auf die Armut aufmerksam gemacht.
"Eine Sechs!"
Aylin strahlt. Das kleine Mädchen zieht die Spielfigur auf dem
Spielbrett sechs Felder weiter. Jetzt ist ihr Bruder Baris dran. "Noch
so lange bis Weihnachten", seufzt er. Mehr als eine Woche müssen sich
die Sechs- und der Fünfjährige aus Berlin-Neukölln noch mit Spielen
beschäftigen, dann ist endlich Heiligabend. Doch beide wissen, dass sie
sich nicht alles wünschen können, denn ihre Mutter hat nicht viel Geld.
"Ich wünsche mir eine Auto-Rennbahn", sagt Baris. "Und ich ein rosa
Barbiehaus", platzt es aus Aylin heraus. "Aber ich weiß nicht, ob ich
das bekommen werde."
Das Geld ist immer knapp. "Ich muss bei mir sparen", sagt Nicole Ahrens. "Es kommt selten vor, dass ich mir eine Hose kaufe. Alles Geld, das ich habe, geht in die Kinder." Mit Hartz IV und dem Kindergeld kann sie keine großen Sprünge machen. Das ist auch für die Kinder nicht immer leicht. "Aber sie verstehen das", sagt Nicole Ahrens. "Wenn Aylin zum Beispiel ein T-Shirt haben möchte und das zu teuer ist, dann sage ich ihr das und sie akzeptiert es." Doch ein Tannenbaum an Weihnachten ist ihr wichtig. "Ich feiere gerne traditionelle Weihnachten und da muss ein großer Tannenbaum dabei sein, auch wenn er 50 oder 60 Euro kostet", sagt sie. "Dafür wird eben gespart." Auch für die anderen Geschenke legt sie das Jahr über schon Geld zurück. "Känguru"-Unterstützung
Vier Kinder allein zu versorgen ist anstrengend. Deshalb ist die Mutter über die Unterstützung von Hannelore Gascho froh. Sie kam durch das "Känguru"-Projekt des Diakonischen Werkes Berlin in die Familie. Das Projekt soll Mütter unterstützen, die gerade ein Kind bekommen haben. Jede Woche kommt die 60-Jährige für zwei bis drei Stunden vorbei, hauptsächlich um auf den Jüngsten, Onur, aufzupassen.
"Aber manchmal spiele ich auch mit den anderen Kindern, damit deren Mutter die Wäsche aufhängen oder einfach nur in Ruhe duschen kann", sagt Hannelore Gascho. Vorher hat sie einen Kurs in Säuglingspflege belegt. Und weil sie schon seit fast einem Jahr regelmäßig in der Familie ist, sind ihr die Kinder sehr ans Herz gewachsen, ganz besonders Onur.
Gascho schätzt an Nicole Ahrens, dass sie sich nicht gehen lässt und sich nicht mit Hartz IV zufrieden gibt. Zwar hat die junge Mutter seit der Geburt ihres ersten Kindes nicht mehr gearbeitet. Doch jetzt möchte sie sich per Fernstudium zur Finanzbuchhalterin weiterbilden lassen.
Ein Büro für Kinderwünsche
Verlässt man die Wohnung und läuft einige hundert Meter in Richtung Norden, gelangt man zum Berliner U-Bahnhof Hermannplatz. Dort stehen die größten Wünsche von Berliner Kindern auf bunten Plakaten. "Ich wünsche mir einen Bagger, vielleicht auch zwei, und eine Villa und Zauberflügel" oder "Ich wünsche mir, dass ich für meinen Wellensittich eine Freundin habe."
Die Künstlerin und Kinderbuchautorin Manuela Mechtel hat die größten Kinder-Sehnsüchte auf Plakatwände gebannt. Schon im Sommer hatte sie ein mobiles "Himmelsbüro" auf dem Neuköllner Reuterplatz eröffnet. Die Kinder konnten ihre Wünsche aufschreiben oder diktieren und dann auf kleinen Zettel an Holzlatten befestigen.
Viele wünschten sich eine Playstation oder Computerspiele. Ein Junge wollte nur einen Fußball. "Dieser Wunsch rührt mich besonders", sagt Mechtel. "Wenn sich ein Junge einen Fußball wünschen muss, so frage ich mich doch wirklich: Warum hat er keinen? Ein Fußball ist doch nicht viel."
Bildungsarmut als Armut von heute
Manuela Mechtel ärgert sich: "Armut ist heute eine Bildungsarmut. Es geht nicht mehr um einen Mangel an Essen, wie in der Kriegszeit. Die Kinder bekommen hier einfach keine vernünftige Ausbildung." Leicht ist es sicher nicht, in einem sozial benachteiligten Bezirk aufzuwachsen. An Weihnachten ist das nicht anders. | |
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