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Schneeflöckchen
"GräГџ Euch Gott. Was macht Ihr da?" - fragte ein Mann, der vorbei kam. Da machten sie ein Näschen, einen Mund und plötzlich... kam warmer Atem aus dem Mund des Schneemädchens. Es öffnet seine Augen und die waren von reinstem Blau und die Lippen wurden zu tiefem Rot und begannen, freundlich zu lächeln. Da neigte Schneeflöckchen den Kopf, als ob es lebendig war, und wackelte mit Armen und Beinen wie ein Wickelkind. "Was ist das? Das kann doch nicht wahr seinВ“ murmelte Iwan und bekreuzigte sich. "Ach, Iwan, Iwan!" - rief Maria aus und zitterte vor Freude. "Gott hat uns ein Kind geschenkt!" Maria kässte Schneeflöckchen und umarmte sie. Da fiel der Schnee vom Mädchen ab wie eine gesprengte Eierschale, und es stand ein lebendiges Mädchen vor ihnen. "O, mein liebes Schneeflöckchen!" Maria freute sich unendlich und fährte das Mädchen ins Haus. Iwan konnte das Wunder noch gar nicht begreifen und folgte ihnen. Seitdem lebte Schneeflöckchen bei Iwan und Maria. Sie wuchs schnell und wurde schöner von Tag zu Tag. Lange Zeit lebten sie gläcklich und nun besuchten viele Kinder ihr Haus. Schneeflöckchen spielte und sang mit ihnen, und diese lehrten sie alles, was sie selbst wussten. Schneeflöckchen war brav und klug, lernte und merkte sich alles schnell.
Bis zum Ende des Winters wuchs sie heran zu
einem dreizehnjähriges Mädchen, das bereits alles verstand wie eine
junge Frau. Man konnte mit ihr äber alles sprechen oder ihr den ganzen
Tag zuhören, weil sie so eine wunderschöne Stimme hatte. Und sie war
immer freundlich zu allen und bescheiden. Im Haushalt half sie Maria
bei aller Arbeit. Sie war wunderhäbsch, die Haut weiß wie Schnee, die
Augen blau wie Vergissmeinnicht, die Haare so lang, dass ihr Zopf bis
zum Gärtel ging. Sie war immer gut gelaunt. Maria und Iwan waren sehr
gläcklich, besonders Maria. "Schau, Iwan!" - pflegte sie zu sagen -
"Was fär ein Geschenk haben wir von Gott in unserem Alter bekommen!
Unser Kummer ist jetzt vorbei!" Der Winter verging. Die Frählingssonne blitzte fröhlich am Himmel und es wurde wieder wärmer. Auf den Wiesen erschien das erste Gras und die Vögelchen zwitscherten. Schöne Mädchen sammelten sich hinter dem Dorf, tanzten und sangen: "Schöner Frähling! Sag, woher bist Du gekommen?" Nur Schneeflöckchen wurde plötzlich traurig. "Was ist denn mit dir, mein Lieblingskind?" - fragte Maria - "Bist du krank? Warum bist du so traurig? Hat dich ein schlechter Mensch gekränkt? Schneeflöckchen antwortete ihr aber jedes Mal: "Es geht mir gut, liebe GroГџmutter! Ich bin gesund." Der Frähling vertrieb den letzten Schnee. Wiesen und Gärten wurden von ihm mit Blumen bedeckt. Die Nachtigall fing an zu singen. Alles wurde lebendig. Nur die arme Schneeflöckchen suchte Schatten, wie ein Maiglöckchen unter dem Baum. Sie wurde ganz traurig und mied ihre Freundinnen. Einzig das Bad in der kalten Quelle an der Wiese brachte ihr Freude und richtig froh war sie nur, wenn es regnete. Dann wurde sie lustig. Eines Tages kamen dicke Wolken und brachten Hagel. Schneeflöckchen war so froh daräber, als ob es Perlen waren. Als der Hagel aber unter den Sonnenstrahlen wieder zu tauen begann, weinte Schneeflöckchen so bitterlich, wie eine Schwester um ihren Bruder. Der Frähling ging zu Ende. Die Mädchen vom Dorf wollten in den Wald spazieren gehen. Sie kamen zu Schneeflöckchen und baten GroГџmutter Maria, ob Schneeflöckchen mit ihnen gehen könnte. Maria aber wollte nicht, dass Schneeflöckchen das Haus verlieГџ. Auch Schneeflöckchen selbst wollte nicht mit in den Wald. Doch da äberlegte Maria: "Vielleicht bekommt sie dort bessere Laune." So zog sie doch Schneeflöckchen häbsch an, kässte sie und sagte: "Geh, mein Kind. Amäsiere dich doch ein bisschen mit den anderen!"
Dann trug sie den anderen Mädchen auf, auf Schneeflöckchen gut acht zu geben: "Gut, gut" - antworteten alle in gläcklicher Stimmung, holten Schneeflöckchen und gingen zusammen mit ihr in den Wald. Dort fertigten sie sich Blumenkränze, machten BlumensträuГџchen und sangen fröhliche Lieder. Schneeflöckchen war die ganze Zeit mit ihnen zusammen. Als es aber zu dämmern begann, zändeten die Mädchen ein Feuer aus trockenem Gras und Ästen an. Dann standen sie in einer Reihe und mit einem Lied begannen sie, eine nach der andern, äber das Feuer zu springen. Schneeflöckchen war die Letzte in der Reihe. Nach und nach sprangen alle Mädchen, bis Schneeflöckchen an der Reihe war, dann hörten sie hinter sich ein klagendes Geräusch: "Au, au ..." Sie schauen sich erschrocken um. Wo war Schneeflöckchen?
"Wahrscheinlich hat sie sich vor uns
versteckt!" - Sie suchen sie äberall. Aber sie war nirgendwo. Die
Mädchen riefen und riefen. Keiner antwortete. "Wohin konnte sie
verschwinden?" - fragen die Mädchen. "Wahrscheinlich ist sie heim
gelaufen". Sie gingen ins Dorf, aber Schneeflöckchen war auch dort
nicht. Man suchte sie am nächsten Tag und auch am dritten. Der ganze
Wald wurde abgesucht, jeder Baum, jeder Strauch. Keine Spur war von
Schneeflöckchen zu finden. Lange, lange weinten Iwan und Maria. Lange Zeit noch ging die arme Alte in den Wald, suchte nach Schneeflöckchen und rief: "Schneeflöckchen, meine Liebste !В“ Oft schien es, als ob sie wie mit einem Windhauch leise die Stimme von Schneeflöckchen hörte: "Au, au ...". Doch Schneeflöckchen ward nie wieder gesehen. | |||
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